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Ratgeber Finanzen 48 – 2023

Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
Hauptstrasse 43, 5070 Frick
www.ruetschi-ag.ch

Immobilienmarkt wird ruhiger
Nach den Boomjahren auf dem Immobilienmarkt hat sich der Markt im Fricktal in den letzten Monaten stark beruhigt und verlangsamt. Ein leicht grösseres Angebot trifft auf eine etwas kleinere und oft kritischere Nachfrage. Selbst sehr gute Liegenschaften gehen kaum mehr wie «warme Weggli». Das Segment der Renditeliegenschaft hat in diesem Jahr grössere Preiskorrekturen erfahren. Das Eigenheimsegment ist stabil oder leicht rückläufig. Übertreibungen nach oben gibt es kaum mehr.
Wie geht es weiter? Ich vermute, dass weder ein grosser Einbruch noch eine Rückkehr zum Boom vor der Türe stehen. Einerseits wächst die Bevölkerung weiterhin, was die Nachfrage unterstützt. Anderseits haben die höheren Zinsen und das gestiegene Preisniveau die Nachfrage eingeschränkt. Somit ist aus meiner Sicht eine leicht rückläufige Tendenz oder Treten an Ort am realistischsten. Einzig bei stark steigenden Zinsen oder einer Rezession sind grössere Korrekturen zu erwarten.

Wer nicht liefert oder den Ausblick reduziert, wird abgestraft
Auch beim Aktienmarkt ist der ganz breitabgestützte Aktienboom vorbei. Wenn eine Firma die erwarteten Kennzahlen nicht übertrifft oder den Ausblick zurücknehmen muss, kommt oft eine gröbere Kurskorrektur. Nur im Hightech-Bereich rund um künstliche Intelligenz ist aktuell noch viel (zu viel?!) Fantasie vorhanden. Einmal glaube ich hier einen übertriebenen Herdentrieb zu beobachten. Die Chance eines grösseren Katers ist aus meiner Sicht gross. Solche Boomphasen gehen aber oft länger, als man denkt und für realistisch hält. Wenn ich etwas in den letzten rund 35 Jahren Anlageerfahrung gelernt habe, dann, dass sich übertriebene Euphorie, aber auch übertriebene Angst oder Panik kaum auszahlen. Längerfristig positive Punkte haben eine vernünftige Diversifikation, eine vernünftige Kostenstruktur, keine teure oder intrasparente Produkte und immer genügend Liquidität, damit man nie Notverkäufe machen muss.

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Ratgeber Finanz 45 – 2023

Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
Hauptstrasse 43, 5070 Frick
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Wie gross ist die «neue» UBS?
Es gibt verschiedene Massstäbe, wie man die «Grösse» einer Firma messen kann. Nach Einverleibung der Credit Suisse hat die UBS gut 120 000 Mitarbeiter weltweit. Der grösste europäische Konkurrent diesbezüglich ist die HSBC mit knapp 220 000 Mitarbeitern. Ebenfalls etwa 220‘000 Mitarbeiter hat die grösste amerikanische Bank JP Morgan.
Die Bilanzsumme der «neuen» UBS dürfte gut 1700 Mia USD betragen. Bei der HSBC sprechen wir hier von über 2500 Mia und bei JPM von etwas weniger als 4000 Mia. Interessant hier: JPM ist nur auf Platz fünf gemäss der Bilanzsumme, die grössten vier Banken weltweit nach Bilanzsumme kommen aus China.
Bei der Marktkapitalisierung ist die neue UBS geradezu klein. JPM bringt es auf enorme 400 Mia USD, HSBC auf gut 140 Mia und die UBS auf ca. 75 Mia USD.

Too small to survive
Die UBS ist also wesentlich kleiner als die grösste europäische Bank und diese wiederum kleiner als die grösste US Bank. Ist es also ein Vorteil, dass dank der Übernahme der CS die UBS den Abstand zu den grössten Banken reduzieren konnte?
UBS-CEO Sergio Ermotti scheint dieser Meinung zu sein. Er hat am 29. März 2023 Folgendes gesagt: «Die Debatte ist nicht ‹too big to fail›. Sie dreht sich vielmehr um ‹too small to survive›.» Obige Vergleichszahlen stützen diese firmenspezifische Sicht. Die UBS ist weltweit gesehen kein Gigant.

Too big to fail (TBTF)
Die volkswirtschaftliche und politische Sicht ist aber diametral anders. Wir haben im vergangenen März gesehen, dass Banken ab einer gewissen Grösse als systemrelevant angesehen werden und der Staat sich gezwungen fühlt, deren Untergang mit allen Mitteln zu verhindern. Um dem Gegensteuer zu geben, wurden im Nachgang zur Finanzkrise eigentlich TBTF-Gesetze erlassen. Das Ziel: Der Staat soll nicht mehr als Retter für Managementfehler hinstehen müssen und Steuergelder in gigantischem Umfang riskieren.

Notrecht statt TBTF
Die TBTF-Gesetze konnten ihren Nachweis, wie potent sie sind, leider nicht zeigen. Der Bundesrat ist einer Anwendung dieser Gesetze im vergangenen März mit der Anrufung von Notrecht zuvorgekommen. Er sah sich – vermutlich aufgrund enormen Drucks aus dem Ausland – gezwungen, den Zusammenbruch der systemrelevanten CS mit Notrecht zu verhindern. Immerhin und zu Recht hat er auf die enormen Risiken hingewiesen, die diese Rettungsaktion für die Schweiz haben könne. Nur: Wenn bereits die Rettung der Credit Suisse potenziell desaströse Auswirkungen für die Schweiz haben könnte, wie sieht das dann erst aus, wenn und falls die mehr als doppelt so grosse UBS gerettet werden müsste?

Schlussfolgerungen
TBTF-Gesetze, die nur «pour la galérie» und auf dem Papier stehen, aber im Ernstfall nicht angewendet werden, nützen nichts. Entweder werden diese so angepasst, dass sie in einem allfällig künftigen UBS-Rettungsfall auch unter Druck des Auslands angewandt werden und auch funktionieren oder dann riskiert die Schweiz ihre gesamte Volkswirtschaft und den starken Schweizer Franken. Denn es ist klar, die Grösse eines Staates limitiert auch die Grösse einer allfälligen Rettungsaktion. Zum Vergleich: Die Wirtschaftsleistung der gesamten Schweizer Wirtschaft betrug 2022 808 Mia USD, also nicht einmal die Hälfte der Bilanzsumme der UBS. Die Grösse der UBS ist ein latentes Problem für die Schweiz. Die Schweizer Politik sollte sich diesem Problem annehmen.

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Ratgeber Finanzen 42 – 2023

Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
Hauptstrasse 43, 5070 Frick
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Sandoz – ein neuer, alter Name am Börsenhimmel

Grösser und noch grösser, das war lange das Motto, nicht nur im Pharmabereich. Natürlich bringt eine vernünftige Grösse einige gewichtige Vorteile. Oft steigt aber auch die Bürokratie überproportional und es sind Sachen zusammen, welche kaum oder gar keine Synergien untereinander haben. Heute findet teilweise ein Umdenken statt. Man merkt, dass gewisse Unternehmensteile nicht mehr dazu passen oder eine völlig andere Dynamik haben. Es ist weniger Diversifikation gefragt, mehr Konzentration auf das Kerngebiet und/oder auch das Freilegen von Potenzial. Es wird versucht, schlummernde Werte zu Kapital zu machen. Oft gedeihen diese abgetrennten Sparten unter eigener, weniger einengender Regie besser. Schlussendlich ist es eine Win-Win-Situation. Aktuelles Beispiel: Der Pharmariese Novartis hat vor zwei Wochen seine Generika-Sparte («Nachahmer-Produkte») unter dem Markennamen Sandoz abgespalten und separat an die Börse gebracht. Für fünf Novartis-Aktien hat der Aktionär 1 Sandoz-Aktie bekommen. Man kann nun selber entscheiden, ob man in den Pharma- oder Generikateil investieren will. Bereits viel früher wurden die Agrochemie mit Syngenta und später der Augenheilbereich Alcon abgetrennt. Wichtig scheint, dass die abzutrennende Firma wirklich alleine überlebensfähig ist und nicht mit Schulden vollgepumpt wurde. Das scheint bei Sandoz beides der Fall zu sein. Die Generikasparte birgt überschaubare Risiken bei einem limitierten Gewinnpotential. Aus meiner Sicht habe ich lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Wenn das Management nicht übermütig wird, könnte sich Sandoz zu einem sehr soliden Wert entwickeln. Die Branche hat sicher Zukunft und ich werde Sandoz weiter beobachten.
Santhera scheint Zulassung zu bekommen
Das kleine Biotechunternehmen aus Pratteln hat viele Enttäuschungen und eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Nun scheint man für das Muskelschwund reduzierende Mittel Vamorolone eine Zulassung in Europe zu erhalten. Das wäre ein wichtiger Durchbruch. Wenn es dem Management gelingt, sich vom fast reinen Forschungsunternehmen zum Verkaufsbetrieb weiterzuentwickeln und rasch Einnahmen zu generieren, könnte die Aktie noch einiges Potential haben. Nach den vielen Enttäuschungen der Vergangenheit scheinen viele Anleger aber noch vorsichtig zu sein, was es aber gerade interessant macht.

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Ratgeber Finanz 40 – 2023

Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
Hauptstrasse 43, 5070 Frick
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«Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht vorbei»
Dies sagte Nationalbankpräsident Thomas Jordan nach dem Zinsentscheid vor gut einer Woche. Und diese Aussage trifft auch auf andere Länder bzw. Währungsregionen zu wie US-Dollar, Euro, Britisches Pfund. Die Kerninflation ist allenthalben zäh und noch weit über dem eigentlichen Inflationsziel der Zentralbanken. Zum einen sind da die Staaten mit ihrer Fiskalpolitik gefordert, zum anderen vor allem auch die Zentralbanken mit ihrer Geldpolitik.
Welche geldpolitischen Mittel
nützen effektiv gegen Inflation?
Brandneu vor zwei Wochen hat der Internationale Währungsfonds IMF eine Studie zu dieser Frage veröffentlicht (https://t.ly/BcdSw). Die Studie hat über 100 so genannte Inflationsschocks in 56 verschiedenen Ländern seit 1970 analysiert und versucht her­auszufinden, welche geldpolitischen Massnahmen mit einem deutlichen Rückgang der Inflation einhergingen. Dafür haben die Forscher zwei Gruppen gemacht: Eine Gruppe, in der die Inflation nach fünf Jahren wieder unter Kontrolle war (weniger als ein Prozent über dem «alten» Inflationsniveau vor dem Anstieg) und eine nicht erfolgreiche Gruppe, in der selbst nach fünf Jahren die Inflation immer noch deutlich erhöht war.
Die Studie kommt zu folgenden Aussagen:
1. Die Inflation ist zäh. Nur in 60 Prozent der untersuchten Fälle konnte die Inflation innert fünf Jahren unter Kontrolle gebracht werden.
2. Die meisten ungelösten Inflationsepisoden involvierten «verfrühtes Feiern der Zentralbanker»: Die Inflation bildete sich zurück, die Zentralbanken lockerten die Geldpolitik, die Inflation blieb auf massiv erhöhtem Niveau oder stieg gar deutlich an.
3. Länder, die den Inflationsanstieg erfolgreich bekämpften, hatten eine straffere Geldpolitik. Straffere Geldpolitik heisst höhere Realzinsen und deutliche Bilanzreduktionen.
4. Die erfolgreichen Länder implementierten die restriktive Geldpolitik konsistenter.
5. Die erfolgreichen Länder hielten die nominale Abwertung des Wechselkurses in Grenzen.
6. Die erfolgreichen Länder verzeichneten zwar ein geringeres Nominallohnwachstum. Dies führte jedoch nicht zu einem geringeren Reallohnwachstum, da ein geringeres Nominallohnwachstum mit einer geringeren Inflation einherging.
7. Die erfolgreichen Länder verzeichneten kurzfristig ein geringeres Wachstum, jedoch nicht über den 5-Jahres-Horizont. Dies deutet möglicherweise darauf hin, dass die Vorteile makroökonomischer Stabilität und politischer Glaubwürdigkeit im Laufe der Zeit die Kosten einer strengeren Politik ausgleichen.
Schlussfolgerungen für die aktuelle Inflationsbekämpfung
Umgangssprachlicher würde ich das auf folgende drei Aussagen reduzieren:
Erstens: Ein diszipliniertes Bekämpfen eines Inflationsschocks lohnt sich sowohl für die Gesamtwirtschaft (höheres längerfristiges Wachstum) wie auch für den einzelnen Arbeitnehmer (höheres Reallohnwachstum).
Zweitens: Hohe Realzinsen, Bilanzreduktion der Zentralbanken (z.B. durch Verkauf von Staatsanleihen) und stabile Wechselkurse scheinen wichtige Faktoren für den Erfolg gegen die Inflation zu sein.
Drittens: Inflation ist zäh, die erfolgreiche Bekämpfung braucht mehr Zeit als uns lieb ist.
Kein Wunder kommen die Autoren zu folgender Schlussfolgerung: «Es ist von entscheidender Bedeutung, noch einige Zeit eine straffe Geld- und Fiskalpolitik beizubehalten. Die politischen Entscheidungsträger sollten eine Lockerung der politischen Rahmenbedingungen als Reaktion auf sich abzeichnende schwächere Inflationswerte vermeiden.»

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Ratgeber Finanzen 37 – 2023

Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
Hauptstrasse 43, 5070 Frick
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Gute Anlageideen – trotzdem viele Probleme

Als wir vor gut 25 Jahren mit der professionellen Vermögensverwaltung selbständig losgelegten, machten wir uns einige Gedanken, in was wir längerfristig investieren möchten. Also nicht unbedingt den Modetrends hinterherlaufen, sondern was wird in Zukunft gefragt sein und sich besser als der Durchschnitt entwickeln. In diesem Prozess haben wir dann intern drei Felder definiert, in welche wir mindestens teilweise investieren wollten: Ernährung/Nutrition, Technologie und Energie. Bei der Ernährung haben wir vor allem an Nahrungsmittel mit zusätzlichem Nutzen gedacht. Energie braucht es immer (da waren Alternativenergien noch ein Schattengewächs) und die Technologie bringt im Schnitt Fortschritt. Da wir keine Klumpenrisiken eingehen konnten und wollten, haben wir Fonds zu diesen Themen herausgesucht und dann nach Kosten, Grösse, Beständigkeit des Anbieters und des Fondsmanagers sowie Zukunftsaussichten zu beurteilen versucht. Gerade die Kosten sind ein sehr wichtiges Thema, da überhöhte Gebühren viel Performance «wegfressen». Die Selektion ist dann auf drei aus unserer Sicht namhafte Anbieter und Fonds gefallen und die Idee war, das mal rund 10 bis 20 Jahre durchzuziehen. Tönt gut und wäre auch sehr gut gewesen, wenn…. Ich will keine Anbieter in die Pfanne hauen. Alle diese Fonds gibt es so nicht mehr. Recht schnell gab es Managerwechsel, Währungswechsel, massive Kostenveränderungen, dann Fondszusammenlegungen und später auch noch Fondsliquidationen. Wir mussten teilweise zuschauen, wie unsere Grundidee ohne unser Zutun ständig untergraben wurde. Weder die richtige Idee noch ein guter und seriöser Anbieter ist ein Garant und die Aussagen, dass Papier fast alles annimmt und alle nur mit lauwarmen Wasser kochen, hat sich auch hier wieder bestätigt. Ein ähnliches Bild hat sich ergeben, als wir als Beimischung frühzeitig in die Aktienmärkte von osteuropäischen Ländern, welche als EU-Aufnahmekandidaten gehandelt wurden, investiert hatten. Nach wenigen Jahren wurde der Fonds mit einem Türkei-Fonds zusammengelegt mit Hauptgewicht in der Türkei. Oder noch ein Beispiel: Eine Kundin hat einen Nachhaltigkeitsfonds einer renommierten Bank mit ihrem Depot mitgebracht, welcher nun wegen vielen Rücknahmen und grossen Verlusten in der Liquidation ist. Nachhaltig ist leider nur der Verlust. Trotz all diesen Erfahrungen bin ich nicht pauschal gegen Fonds. Gerade wo Diversifikation schwer zu erreichen ist, machen diese Sinn. Ich schaue aber noch mehr auf die Gesamtkosten und halte mich ausser bei ETF’s von Grossanbietern fern. Der Name allein ist leider keine Gewähr für Kontinuität.

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Ratgeber Finanz 34 – 2023

Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
Hauptstrasse 43, 5070 Frick
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Volkswagen
Ich habe schon länger nicht mehr über eine einzelne Aktie oder Firma geschrieben. Heute gehe ich kurz auf Volkswagen ein.
Die Marktkapitalisierung von VW beträgt aktuell ca. 64 Mia. Euro. Ist damit VW eher hoch oder tief bewertet?
• Teslas Marktkapitalisierung liegt mit 730 Mia. USD etwa 10 × höher, der Gewinn liegt bei den beiden Firmen auf ähnlichem Niveau. Der Aktienkurs scheint somit vorwegzunehmen, dass Tesla wesentlich erfolgreicher in der Zukunft agieren wird als VW. Tesla ist tatsächlich erheblich besser im wachsenden e-Auto-Markt positioniert, aber Faktor 10 erscheint mir doch etwas gar hoch. Bei der Wahl zwischen den Aktien von VW oder Tesla würde ich VW wählen.
• Die Kapitalisierung der kotierten Vorzugsaktien von Porsche AG liegt bei 48 Mia. EUR. Volkswagen hält 75%, das sind bereits schon mal 36 Mia. EUR. Des Weiteren hält VW ebenfalls 75% der nicht kotierten Stammaktien (gleiche Anzahl wie die kotierten Vorzugsaktien). Diese sind bei den Dividenden gleichberechtigt, haben aber zudem noch ein Stimmrecht. Diese Beteiligung müsste somit mindestens nochmals diese 36 Mia. EUR wert sein. Zusammen ergibt das mit 72 Mia. Buchwert deutlich mehr als der gesamte VW-Konzern an der Börse bewertet ist. Der ganze Rest von VW ist bei der aktuellen Börsenbewertung von Porsche AG somit 8 Milliarden EUR unter null zu haben. Ich gehe fest davon aus, dass diese Marken (Audi, Skoda, Seat ...) einiges an Wert haben und sicher nicht dauerhaft Verluste einfahren werden. Bei der Wahl zwischen den Aktien von Porsche AG oder VW würde ich VW wählen.
• Der Buchwert gemäss Bilanz beträgt ca. 0,4. Mit anderen Worten liegt der Aktienpreis bei etwa 40% vom Buchwert gemäss Bilanz. Das erscheint ausserordentlich günstig.
• Gemessen an den Gewinnen von 2022 ist der Aktienpreis ebenfalls sehr günstig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis KGV betrug ca. 4 ×. Mittlerweile sind die Halbjahresresultate für 2023 veröffentlicht worden. Die Gewinne sind zwar etwas mehr als 10% tiefer, aber auch auf dieser Basis würde das KGV extrem günstige 5 × immer noch unterschreiten.
• Ein Punkt, der mich etwas zur Vorsicht mahnen lässt, ist die hohe Verschuldung bzw. der tiefe Eigenkapitalanteil von nur etwa 23%. Das Autogeschäft ist traditionell sehr kapitalintensiv. Dies dürfte bei den im letzten Jahr angestiegenen Zinsen etwas Gegenwind verursachen. Eine weitere Abtrennung von Porsche AG könnte hier aber nötigenfalls Abhilfe schaffen.
Fazit:
Der Aktienkurs von Volkswagen scheint extrem viel Negatives für die Zukunftsaussichten der Firma vorwegzunehmen. Wer nicht davon ausgeht, dass VW ähnlich wie seinerzeit Nokia den Anschluss im Automarkt komplett verpassen wird, für den könnte sich ein Investment in VW durchaus auszahlen. Der aktuelle Kurs beträgt heute knapp EUR 115.–.

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Ratgeber Finanzen 31-2023

Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Schweizer Franken hat weiter an Wert gewonnen
Als ehemaliger Devisenhändler verfolge ich noch immer einige Fremdwährungen. Nicht mehr auf fast Sekunden- oder Minutenbasis wie vor gut 25 Jahren, aber doch regelmässig. Der fast unbemerkte Trend in den letzten Monaten ist klar. Der Schweizer Franken hat gegen fast alle Fremdwährungen klar zugelegt. Der Euro ist ja schon lange schwach. US-, Kanada- und auch der Australien-Dollar haben gegenüber dem Schweizer Franken markant verloren. Dies trotz erheblich höheren Zinsen in diesen Ländern. Reisende aus der Schweiz freuen sich auf den ersten Blick an dieser Entwicklung. Oft vergeht diese Freude vor Ort dann aber wieder, da sehr viele Produkte vor Ort einiges teurer geworden sind. Macht die Schweiz alles viel besser? Persönlich glaube ich eher, dass es die anderen Länder (noch) schlechter machen als die Schweiz. Sie haben ihre Verschuldung und die Inflation weniger im Griff und das schwächt die Währung und das Vertrauen in deren Finanzpolitik. Kurzfristig wird sich das kaum ändern, weshalb ich mit Fremdwährungsneuengagements zurückhaltend bleibe.
Zinsunterschied bei Hypotheken­offerten teilweise hoch
Wilde «Übungen» wegen einem Angebot, welches minimal günstiger ist, das ist nicht mein Ding. Einen verlässlichen Ansprechpartner in der Nähe, das ist für mich persönlich wichtig. Trotzdem kann es sich lohnen, verschiedene Offerten einzuholen. Die Unterschiede sind teilweise so gross, dass ich vermute, gewisse Banken wollten das Geschäft gar nicht machen. In der Vergangenheit hatte ich oft auch die Laufzeitenaufteilung der Hypotheken empfohlen, wenn man Festhypotheken abgeschlossen hat. Aus Risikosicht macht das oft Sinn. Das Problem ist aber die Abhängigkeit von dieser Bank. Leider werden bestehende Kunden teilweise schlechter behandelt als Neukunden, weshalb man schauen muss, dass man nicht zu lange durch Laufzeitenunterschiede gebunden ist.
Schützen Rheinfelden Immobilien AG – Kapitalerhöhung
Die nebenbörslich gehandelte Rheinfelder Immobiliengesellschaft macht die zweite Tranche ihrer Kapitalerhöhung. Schwierigkeiten mit einem Generalunternehmer beim grossen Umbau der Hauptliegenschaft haben zu Problemen geführt, welche die Firma zurückgeworfen hat. Die Grundgeschichte stimmt für mich aber weiterhin: Immobilien an sehr guter Lage in Rheinfelden, vermietet an die Klinik und in einer Branche, in welcher die Arbeit nicht so schnell ausgeht. Als kleine und längerfristige Beimischung bleibt die Aktie für mich interessant. Der Markt ist aber sehr dünn und falls man über den ausserbörslichen Handel kaufen möchte (kann man via Hausbank), dann mit einer Preislimite arbeiten.

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Ratgeber Finanz 29 – 2023

Christoph Zehnder, eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Rückblick Aktienmärkte 1. Halbjahr
Der SMI lag nach dem ersten Halbjahr 2023 bei +5%, der DAX bei starken +15%. Der S&P500 konnte mit einem starken Quartal den DAX sogar knapp überholen und erreichte +16% (alle Zahlen jeweils in Lokalwährung). Die meisten Fremdwährungen verloren leicht an Wert gegenüber dem Schweizer Franken, so dass der Unterschied aus Schweizer Optik etwas kleiner ist.
Fehlende Marktbreite im US Markt
Der gleichgewichtete S&P500, bei dem alle 500 Titel das gleiche Gewicht haben, lag klar tiefer bei +6%. Viele Titel haben im ersten Halbjahr sogar Kursverluste hinnehmen müssen. Der S&P500 lag nur deshalb so deutliche 16% im Plus, weil ein paar grosse Techtitel massiv zugelegt haben, teilweise mehr als 100%.
Was Dotcom um die Jahrtausendwende war, ist heute AI
Fundamental sind die massiven Kursgewinne der «Magnificent Seven» (Apple, Microsoft, Google, Amazon, Facebook, Nvidia und Netflix) nicht begründet. Deren Umsätze stiegen zwar, aber auf relativ tiefem Niveau, im vergangenen Jahr nur um +5%. Die Veröffentlichung vom Chatbot ChatGPT Ende November 2022 führte zu einem wahrlichen Hype um «Künstliche Intelligenz». Was Dotcom um die Jahrtausendwende war, ist heute AI (Artificial Intelligence).
Wo stehen wir nun?
Der US Aktienmarkt ist mit Abstand die wichtigste Börse weltweit. Der Anteil der USA im MSCI World liegt bei 69%. Dem Trend der US Börse wird sich die Weltbörse deshalb nicht entziehen können.
Der S&P500 liegt nur ca. 8% unter dem Allzeithöchst von Ende 2021. Doch seither sind im Nachgang zur Inflation die Zinsen und geopolitisch auch die Spannungen unter den Grossmächten deutlich angestiegen. In den vergangenen Quartalen sind die Gewinne insgesamt etwas gesunken. Kein Wunder liegt die Bewertung des S&P500 im Vergleich zu den fundamentalen Daten wie Umsatz oder Gewinnen somit weiterhin sehr hoch.
Für langfristige Prognosen auf ein Jahrzehnt hinaus (nicht aber für kurzfristige) haben diverse Bewertungsmodelle einen ganz guten Track Record. Sollten diese Modelle auch künftig einigermassen richtig liegen, wird der S&P500 in den nächsten 10 bis 12 Jahren netto kaum zulegen. Eine magere Prognose, wenn man bedenkt, dass US-Staatsanleihen derzeit je nach Laufzeit fast 5% rentieren.

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Ratgeber Finanzen 26-2023

Lukas Rüetschi eidg. dipl. Vermögensverwalter
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Geteilter Aktienmarkt stimmt mich nachdenklich
Wenn ich verschiedene Aktienindices anschaue, könnte man meinen, dass fast alles im Lot ist. Trotz Inflation, Krieg, schwächelnder Wirtschaft usw. sind viele Indices nur unweit der Höchststände. Wenn man dann aber genauer hinschaut, sieht man, dass sehr viele Aktien schon länger im Rückwärtsgang sind und auch recht fair und vernünftig eingestuft werden. Vor allem im Technologiebereich ist im Moment aber ein KI-Hype (künstliche Intelligenz) am Laufen. In den möglichen Profiteuren (Chip-Hersteller, Cloud-Anbieter usw.) dieser Entwicklung ist sehr viel Euphorie, wenn nicht sogar übertriebene Phantasie, enthalten. Sehr ähnlich hatten wir das vor rund 23 Jahren schon einmal. Danach kam die grosse Ernüchterung, welche auch auf die Realwirtschaft voll durchgeschlagen hat. Natürlich kann es dieses Mal ganz anders rauskommen, aber persönlich mahnt es mich zur Vorsicht.
Wir verspielen Standortvorteile
Die Produktion von Gütern in der Schweiz war schon lange wegen der hohen Lohnkosten anspruchsvoll. Mit viel Automatisierung, Spezialisierung und Innovation war es in Teilbereichen aber immer noch möglich. Wichtig dabei war aber, dass wenigstens die Energiekosten im Verhältnis zu anderen Standorten moderat waren und die Energieversorgung auch immer gewährleistet ist. Ich provoziere nun bewusst: Was nützt es uns, wenn wir nur noch grünen Solarstrom haben, sich diesen aber niemand mehr leisten kann, wir keine Jobs mehr haben und der Staat vor lauter Subventionen überschuldet ist? Natürlich muss es nicht so schlimm kommen, aber ich bin immer wieder erstaunt, wie blauäugig man ganz wichtige Themen angeht. Irgendwie haben wir vergessen, dass nur vor wenigen Generationen sehr viele Schweizer Bürger aus wirtschaftlichen Gründen ihr Glück in Nordamerika gesucht haben. Wir meinen aus meiner Sicht viel zu fest, dass der Wohlstand in Stein gemeisselt ist und immer so bleiben wird. Wir können uns alles leisten, wir sind ja reich. Das meinten die Römer auch lange. Irgendeinmal kippt es und die Bewegung ist fast nicht mehr aufzuhalten. Ich hoffe, dass wieder mehr Vernunft und vor allem Bodenhaftung einkehrt.
Zinsvergleich lohnt sich wieder
Wie schon in einem letzten Ratgeber betont, macht die Cashbewirtschaftung wieder Sinn. Viel Geld brach auf einem zinslosen Konto liegen zu lassen, ist nicht mehr der richtige Ansatz.

 

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