(pd) Die Ergebnisse der internationalen ECST-2-Studie, die soeben in The Lancet Neurology veröffentlicht wurden und an der auch Prof. Leo Bonati von der Reha Rheinfelden und der Universität Basel beteiligt war, stellen einen Paradigmenwechsel in der Behandlung von Karotisstenosen dar.
Bei vielen Patientinnen und Patienten mit verengter Halsschlagader reicht eine optimierte medikamentöse Therapie aus – ein invasiver Eingriff ist oft nicht nötig. Dies könnte Tausenden Betroffenen unnötige Operationen ersparen und die Behandlung individueller gestalten.
Die Karotisstenose ist eine arteriosklerotisch bedingte Verengung der Halsschlagader (Arteria carotis) und stellt eine wichtige Ursache für Schlaganfälle dar. Der European Carotid Surgery Trial 2 (ECST-2) schloss zwischen 2012 und 2019 429 Patientinnen und Patienten mit asymptomatischer oder symptomatischer Karotisstenose ein, deren 5-Jahres-Schlaganfallsrisiko anhand eines Risikomodells auf weniger als 20 Prozent geschätzt wurden.
Die Studie wurde durch die leitenden Prüfärzte Prof. Leo Bonati (Reha Rheinfelden, Universität Basel), Prof. Paul Nederkoorn (Amsterdam University Medical Center) und Prof. Martin Brown (University College London) koordiniert und an 30 Zentren in Europa und Kanada durchgeführt. Die Patientinnen und Patienten wurden per Randomisierung einer optimierten medikamentösen Therapie (OMT) zugeteilt, oder einer invasiven Revaskularisation mittels chirurgischer Thrombendarterektomie oder Stent zusätzlich zur OMT.
Nach zwei Jahren waren die Ergebnisse in der OMT-Gruppe gleich gut wie in der Gruppe mit invasiver Therapie plus OMT, was das Auftreten von Schlaganfällen, Myokardinfarkten oder stummen Hirninfarkten im MRT betraf. Heutzutage werden mutmasslich zahlreiche Patientinnen und Patienten mit Karotisstenosen umsonst einer Operation unterzogen, da ihr Schlaganfallsrisiko zu hoch eingeschätzt wird. Dies beruht darauf, dass die aktuellen Behandlungsrichtlinien auf Studien zurückgehen, welche in den 1990er-Jahren durchgeführt wurden, als die medikamentöse Prävention noch nicht so effektiv wie heute war.
Die Erkenntnisse der ECST-2 Studie können dazu dienen, Patientinnen und Patienten zuverlässiger zu identifizieren, welche tatsächlich von einem Eingriff profitieren. Die Langzeitbeobachtung in ECST-2 geht weiter.