Ein Produkt der  
Die grösste Wochenzeitung im Fricktal
fricktal info
Verlag: 
Mobus AG, 4332 Stein
  Inserate: 
Texte:
inserat@fricktal.info
redaktion@fricktal.info
Fricktalwetter
Leichter Regen
10.2 °C Luftfeuchtigkeit: 94%

Dienstag
10.8 °C | 15 °C

Mittwoch
8.6 °C | 15.1 °C

Ratgeber Psychologie 39 – 2024

Ladina Waldmeier
M. Sc. Psychologin FSP
Oekum. Paarberatung Bezirke Brugg Laufenburg Rheinfelden
www.oekberatung.ch • Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Psychische Erkrankungen in der Partnerschaft
Nach aktuellen Zahlen fühlen sich rund 38 Prozent der Schweizer Bevölkerung mittel bis stark psychisch belastet. Gemäss einem Bericht der Gesundheitsförderung Schweiz wird deutlich, dass bezüglich Inanspruchnahme von Informations- und Unterstützungsangeboten bei psychischen Problemen der Partner bzw. die Partnerin oder enge Familienangehörige mit 47 Prozent, die meistgenannte Unterstützungsgruppe darstellen. Dies zeigt, dass neben den Betroffenen auch viele Angehörige und Partnerschaften mit der Thematik psychischer Belastungen konfrontiert sind. Für die meisten Paare gehört es dazu, insbesondere in schwierigen Zeiten füreinander da zu sein. Sich gegenseitig zu unterstützen und dem Partner zur Seite zu stehen, betrachten viele als zentrales Element der Beziehung und deuten dies als Zeichen für eine Stärke der gegenseitigen Liebe. Bei körperlichen Erkrankungen ist es selbstverständlich, sich neben der Fürsorge und Liebe der Angehörigen eine/n Spezialisten/in für die Behandlung dazuzuholen. Was passiert aber, wenn sich jemand erschöpft, traurig, oder emotionslos fühlt? Wenn jemand unter Ängsten leidet? Emotionen und Gefühle gehören zur Liebe und Partnerschaft. Man betrachtet es als Aufgabe der Beziehung dafür zu sorgen, dass es dem Partner bzw. der Partnerin emotional gut geht. Die Grenzen zwischen dem Befinden in der Partnerschaft und dem eigenen Sein verschwimmen oftmals. Vielleicht auch aus der Erwartung oder Hoffnung heraus, dass das «Wir» die Schwierigkeiten des Einzelnen lösen kann. Man möchte die betroffene Person mit dem «Wir» unterstützen und gibt vielleicht gut gemeinte Ratschläge, offenbart, was einem selbst guttut und hilft. Die Ratschläge können von den Betroffenen jedoch oft (noch) nicht angenommen oder umgesetzt werden. Die Partner werden dadurch oft zunehmend enttäuscht und fühlen sich hilflos. Es entsteht ein gegenseitiges Gefühl, sich nicht gehört oder verstanden zu fühlen. Psychische Erkrankungen gehören zum menschlichen Sein genauso, wie körperliche Beschwerden und dennoch werden Lösungen in den eigenen vier Wänden gesucht. Die Verantwortung für das Wohl der erkrankten Person wird übernommen oder aus Loyalität im Stillen mitgetragen. Dies wirkt sich unweigerlich auf die Partnerschaftsebene aus. Aus einer Zweierbeziehung wird eine Dreiecksbeziehung, welche sich um die Erkrankung und die entsprechende Symptomatik dreht. Ist es vielleicht die Angst vor der Bewertung anderer? Eine strenge Interpretation von «in guten, wie in schlechten Zeiten»? Oder ist es die eigene Bewertung, wenn man für den Partner nicht alles tut? Die Gründe, weshalb es nicht immer leichtfällt, sich bei psychischen Erkrankungen extern professionelle Hilfe zu holen, sind individuell vielfältig und gilt es zu würdigen. Was sich aber immer wieder zeigt ist, dass dadurch auch die Partnerschaft belastet wird. Einerseits durch die Erkrankung selbst, aber auch durch die Verstrickungen beim Versuch, Partner und Behandler gleichzeitig zu sein. Als Angehörige von Erkrankten können Sie als Ressource mit Ihrer Liebe und Anteilnahme einen wertvollen Beitrag zur Genesung und Aufrechterhaltung der psychischen Gesundheit beitragen. Sie können auch im Rahmen von gemeinsamen geleiteten Therapiesitzungen herausfinden, wie genau und womit die erkrankte Person unterstützt werden kann. Bringen Sie sich gezielt ein, aber bürden Sie sich nicht selbst einen Behandlungsauftrag auf. Oder erwarten Sie von sich etwa, einen gebrochenen Fuss richtig zu schienen, damit dieser heilen kann? Psychische Erkrankungen gründen in komplexen Prozessen, die es achtsam zu ergründen und kennenzulernen gilt, um daraus Veränderungspotentiale entwickeln zu können. Dies ist der Kern psychologischer Psychotherapie. Seit rund zwei Jahren wird diese nach Anordnung durch den Hausarzt auch von der Grundversicherung übernommen. Wir freuen uns, Ihnen dieses Angebot, neben der Paarberatung und Einzelberatung, in den kommenden Monaten ebenfalls anbieten zu können.

Fragen richten Sie gerne an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Weiterführende Informationen finden Sie unter www.oekberatung.ch

Ratgeber Psychologie 33– 2024

Cora Burgdorfer
dipl. Psychologin
Oekum. Paarberatung Bezirke Brugg Laufenburg Rheinfelden
www.oekberatung.ch

Emotionen am Arbeitsplatz
Wie fühlen Sie sich bei der Arbeit? Wie geht es Ihnen am Sonntagabend, wenn die neue Arbeitswoche bevorsteht? Schlafen Sie gut?
Etwa einen Drittel unserer Lebenszeit verbringen wir am Arbeitsplatz und erleben hier, wenn alles rund läuft, Freude, Selbstwirksamkeit und Anerkennung. Leider erleben aber viele Arbeitnehmende eine angespannte Situation, und oft entstehen dabei auch zwischenmenschliche Verletzungen. Wir fühlen uns übersehen, nicht wahrgenommen oder nicht wertgeschätzt. Da wir professionell erscheinen wollen, vermeiden wir es, diesen Gefühlen Ausdruck zu verschaffen. Wir schlucken lieber einmal mehr den Frust hinunter, als das offene Gespräch zu suchen. Die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, sitzt tief. Zudem herrscht in den meisten Firmen der Glaube, dass sich Menschen «sachlich» und emotionslos zu verhalten haben, und sich jederzeit unter Kontrolle haben müssen. In Unternehmen, die sehr leistungsorientiert sind, herrscht eine Atmosphäre des Wettbewerbs und der Coolness. Dies führt dazu, dass viele Menschen am Arbeitsplatz eine Maske tragen, und nicht zeigen, was sie wirklich fühlen. Ihr wahres Wesen können sie nur zu Hause, in vertrauensvollen Beziehungen, zeigen. Oft sind aber auch Partnerinnen und Partner am Abend müde und haben keine Kapazität, richtig zuzuhören. Und eigentlich müssten die Probleme ja auch da gelöst werden, wo sie entstehen.
Wie wäre es also, wenn wir uns am Arbeitsplatz ehrlich zeigen könnten? Wie wäre es, über Fehler und Überforderung offen reden zu dürfen? Wenn in der Firma oder in der Organisation eine Atmosphäre des Vertrauens spürbar ist, können auch schwierige Gefühle ausgesprochen werden. Um einen solchen Raum zu schaffen, braucht es sichere Strukturen. Wie z.B. die Sicherheit, dass, was in diesem Raum ausgesprochen wird, auch in diesem Raum bleibt. Es braucht auch Zeit, und dies ist heute eine knappe Ressource. Für viele Vorgesetzte ist es nicht einfach, daran zu glauben, dass eine solche Vertrauenskultur langfristig gut investiertes Personalmanagement ist. Und Mitarbeiter brauchen Mut und Vertrauen sich zu öffnen. Sich verletzlich zu zeigen, birgt immer auch das Risiko, dass die Informationen gegen einen verwendet werden könnten. Viele Menschen befürchten, dass sie beim Zeigen von Gefühlen, wie Überforderung, Angst, Unsicherheit, die Kontrolle verlieren. Hier kommt es auf die Fähigkeit an, sich selbst regulieren zu können und die richtige Dosierung zu finden. Es geht nicht darum, ein Drama zu inszenieren, sondern gemeinsam Lösungen zu finden. Dies kann aber nur über ehrliche Kommunikation in die Wege geleitet werden.
2023 litten in der Schweiz 17 % der Schweizer Bevölkerung an einer Burnout-Symptomatik. Wie viele dieser Zusammenbrüche hätten den Menschen erspart bleiben können, wenn sie frühzeitig ernst genommen worden wären? Wenn jemand da gewesen wäre und ein offenes Ohr gehabt hätte. Die meisten Menschen, die in eine Burnout-Klinik eingewiesen werden, lernen besser und schneller auf ihre Gefühle zu achten und schneller «Stopp!» zu sagen. Klienten, die nach dem Zusammenbruch zu uns in die Therapie kommen, betonen, wie wichtig es gewesen wäre, sie hätten eine Ansprechperson gehabt. Sie fühlten sich allein gelassen.
Die Gefühlsvermeidung funktioniert nur so lange, bis der letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt. Beugen Sie vor und seien Sie mutig! Trauen Sie sich, über Ihre Gefühle zu sprechen. Wir unterstützen Sie gerne dabei.

Fragen richten Sie gerne an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Weiterführende Informationen finden Sie unter www.oekberatung.ch 

Ratgeber Psychologie 27 – 2024

Ladina Waldmeier
M. Sc. Psychologin FSP
Oekum. Paarberatung Bezirke Brugg Laufenburg Rheinfelden
www.oekberatung.ch • Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Nudging – Stupsen
Wir Menschen treffen pro Tag etwa 20 000 Entscheidungen. Wenn wir die Schlafenszeit abziehen, treffen wir im Schnitt alle drei Sekunden eine Entscheidung. Dies ist eine beachtliche Leistung. Gerne glauben wir von uns selbst, dass wir unsere Entscheidungen basierend auf rationalen Überlegungen treffen. Insbesondere in unseren Breitengraden werden rationalen Entscheidungen eine höhere Qualität zugesprochen. Sie gelten als die besseren Entscheidungen. Aber ist es wirklich realistisch, dass wir alle drei Sekunden eine bewusste, rational abgewogene Entscheidung treffen? – wohl kaum. Würden wir dies tatsächlich können oder tun, wären wir derart überlastet, dass wir den Alltag nicht bewältigen könnten. Wir verfügen also über eine Vielzahl unwillkürlicher und unbewusster Prozesse für die Entscheidungsfindung. Diese werden durch Informationsquellen aus Emotionen, Körperempfindungen oder unserem impliziten Gedächtnis, welches unser erlerntes Wissen wie Fertigkeiten, Gewohnheiten oder Verhaltensweisen speichert, genährt. Basierend auf diesem Wissen werden zahlreiche Entscheidungen getroffen, ohne dass wir uns derer überhaupt bewusst sind. Wir treffen somit auch eine Vielzahl «unvernünftiger» Entscheidungen. Darunter verstehen wir jene Entscheidungen, welche nicht für uns selbst oder die Gesellschaft gut sind. Ein Abend mit Chips vor dem Fernseher könnte dafür ein Beispiel sein. Auch wenn es rational betrachtet, «vernünftigere» Entscheidungen gibt, ist dieses Verhalten sehr verbreitet. Eine mögliche Erklärung dafür ist der Anker-Effekt: Wenn wir uns auf dem Heimweg nach der Arbeit vorgenommen haben, noch einen Spaziergang zu machen, und wir unterwegs vielleicht den einen oder anderen TV-Bildschirm flackern sehen, wird diese Wahrnehmung als mögliche Abendbeschäftigung, als «Anker», gespeichert. Zu Hause angekommen setzen wir uns erst mal vor den Fernseher. Ein anderer Effekt ist der Bestätigungsfehler: Wenn wir eine vorgefertigte Meinung haben («es schauen alle Menschen abends TV») orientiert sich unser Gehirn daran und wir nehmen mehrheitlich Informationen wahr, welche diese Meinung auch bestätigen.
«Nudging» oder zu Deutsch «sanftes Stupsen» ist ein Konzept der Wirtschaft- und Rechtswissenschaftler Richard Thaler und Cass Sunstein, welche diesen Entscheidungsprozess beeinflussen wollen. Hierbei geht es darum, ein Verhalten bzw. eine Entscheidung zieldienlich zum Wohle der betroffenen Person zu verändern, ohne dabei auf Regeln oder Verbote zurückgreifen zu müssen. Eindrücklich dabei ist insbesondere, dass dieses sanfte Stupsen eine Veränderung oftmals effektiver beeinflussen kann als strikte Richtlinien.
Werfen Sie doch mit diesem Wissen, mal einen Blick auf Ihre Beziehungen oder Partnerschaft. Wo stupsen Sie einen geliebten Menschen sanft hin zu einer etwas anderen Entscheidung? Gibt es vielleicht vor dem Essen einen Salat, weil der Partner/die Partnerin doch gesund essen soll und dies eher macht, wenn der Salat schon auf dem Tisch steht? Wo könnte allenfalls ein kleiner Schubs hilfreicher sein als Vorschriften? Und wo hilft es Ihnen selbst? Ist die Sporttasche schon am Vorabend gepackt, damit Sie diese am Morgen einfach mitnehmen und zum Sport gehen? Gibt es vielleicht auch Stupser, welche Sie bewusst weglassen und die geliebte Person wieder die «Unvernunft» ihrer Entscheidungen ausleben lassen wollen?
Es ist ein Thema, das zum Gespräch einladen soll, bei dem es kein Richtig oder Falsch gibt. Aber vielleicht lohnt es sich, in der Paarbeziehung nochmals genauer hinzuschauen, zu klären und sich vielleicht auch zu bedanken für die gegenseitigen, wohlgemeinten Stupser.

Fragen richten Sie gerne an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Weiterführende Informationen finden Sie unter www.oekberatung.ch

Ratgeber Psychologie 21– 2024

Cora Burgdorfer
dipl. Psychologin
Oekum. Paarberatung Bezirke Brugg Laufenburg Rheinfelden
www.oekberatung.ch

Antriebslosigkeit und was dahinterstehen kann
Kennen Sie das Gefühl, keine Energie zu haben und alles aufzuschieben? Die inneren Batterien sind leer und Sie können sich nicht motivieren die Dinge zu tun, die Ihnen sonst eigentlich Freude bereiten? Antriebslosigkeit kann somatische Ursachen haben, ausgelöst durch ungesunde Ernährung oder Mangel an Nährstoffen, wie z.B. Eisen oder Vitamin B12. In der dunkleren Jahreszeit kann auch ein Lichtmangel Müdigkeit auslösen oder die Nebenwirkungen von Medikamenten können lähmen. Wenn dies alles ausgeschlossen werden kann, sollte auf psychischer Ebene nach Erklärungen gesucht werden. Wenn der fehlende Antrieb lange anhält und immer stärker wird, so dass das Aufstehen oder das Arbeiten zum Problem wird, könnte eine depressive Erkrankung vorliegen und sollte auf jeden Fall mit einer Fachperson thematisiert werden.
Wir sprechen hier aber von der Antriebslosigkeit als Gefühl der inneren Leere, einer seelischen Erschöpfung. Was können Sie tun, wenn Sie in diesem Loch sitzen und mit dem Gefühl des eigenen Versagens kämpfen? Die meisten Ratschläge gehen in Richtung: Bewege dich! Geh raus in die Natur! Triff dich mit anderen Menschen zum Sport! Wenn eine körperliche Erschöpfung vorliegt, ist es allen klar, dass der Patient einfach mal Ruhe braucht. Ausschlafen, im Liegestuhl oder auf dem Sofa liegen, Nichtstun und «Chillen» tun ihre Wirkung von allein. Bei der seelischen Erschöpfung kann ebenso Ruhe angezeigt sein, um den seelischen Ordnungsprozess zu unterstützen. Was aber nicht heisst, sich uneingeschränkt dem Medienkonsum hinzugeben oder sich auf andere Art abzulenken. So geraten Sie immer mehr in einen Teufelskreislauf der Sinnlosigkeit. In der Ruhe geht es darum, den Gefühlen Platz zu geben. «Wie fühle ich mich jetzt gerade?» Kann ich meine Gefühle wahrnehmen und benennen? Haben sie eine Farbe oder eine Form? Und kann ich sie akzeptieren, auch wenn es sich gerade nicht angenehm anfühlt? Vielleicht tauchen innere Bilder oder Träume auf, vielleicht geht es darum, Lebensstationen nochmals anzuschauen und auf mich wirken zu lassen. Vielleicht gibt es unverarbeitete Themen, die ich in einem Tagebuch oder Brief festhalten möchte. Steht eine Versöhnung oder Vergebung im Raum? Kann ich mir selbst verzeihen für meine Verhaltensweisen? Vielleicht geht es sogar um die grossen Fragen wie die Sinnfrage. Lebe ich das «richtige» Leben? Daran anschliessend kann es auch um Zukunftspläne gehen. Wie soll mein Leben weitergehen, braucht es vielleicht Veränderungen oder darf es so bleiben? Für all diese Gedanken braucht es Ruhe. Dies kann zu Hause stattfinden oder bei langsamen Spaziergängen in der Natur. Es geht ums Fühlen und Nachdenken. Die Antriebslosigkeit weist auf etwas hin, das nicht im Fluss ist und blockiert. Manchmal tut es auch sehr gut, mit einem passenden Menschen darüber zu sprechen oder auch eine Therapie in Anspruch zu nehmen. Im Gespräch mit einer wohlwollenden und unterstützenden Person können Sie ein Thema differenziert anschauen und eine neue Perspektive gewinnen. Daraus können Sie neue Energie schöpfen und die Lebensgeister kommen hoffentlich zurück..

Fragen richten Sie gerne an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Weiterführende Informationen finden Sie unter www.oekberatung.ch 

Ratgeber Psychologie 15 – 2024

Ladina Waldmeier
M. Sc. Psychologin FSP
Oekum. Paarberatung Bezirke Brugg Laufenburg Rheinfelden
www.oekberatung.ch • Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Bindungserfahrung
Auf der Suche nach einem Weg in eine glückliche Partnerschaft bleiben die meisten Paare auf der Problemebene behaftet. Sie diskutieren über konkrete Handlungen und einzelne Worte, in der Hoffnung, darin Lösungen zu finden. In der paartherapeutischen Arbeit zeigt sich hingegen immer wieder, dass die Ursprünge der beschriebenen Problemstellungen tiefer liegen. Viele Betroffene sehen in der Beziehungsproblematik eine eigene Schwäche oder die des Partners bzw. der Partnerin. Doch oft liegen die Erklärungsansätze dafür in früheren Jahren verborgen.
Die Beziehung zu unseren Eltern ist in der Regel die erste Form von Beziehung, die wir erleben. Sie prägt nicht nur unsere Kindheit, sondern beeinflusst unser Beziehungs(er)leben bis ins Erwachsenenalter. Auch wie die Beziehung zwischen den Eltern funktioniert, prägt uns. Dabei gilt es immer präsent zu haben, dass die Eltern in bester Absicht und mit den ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten gehandelt haben. Auch wenn dies vielleicht nicht immer den Bedürfnissen des Kindes entsprochen hat. Es geht also keinesfalls um eine Schuldfrage, sondern vielmehr um eine Suche nach Erklärungsansätzen und Verständnis für das eigene Erleben und Verhalten in Beziehungen.
Wir bauen unser Beziehungswissen über unsere ersten konkreten Erfahrungen auf. Erleben wir Liebe und Zuneigung, werden unsere Grenzen wahrgenommen und respektiert oder werden Grenzen überschritten? Erleben wir, dass wir einen eigenen Willen haben dürfen oder müssen wir uns anpassen? All diese Beziehungserfahrungen geben uns eine Rückmeldung darüber, was wir von den Menschen, die wir lieben, erwarten können und was nicht. Wir lernen, wie viel Vertrauen wir schenken können, wie sehr wir uns gehen lassen können, oder wie wichtig es vielleicht ist, etwas Abstand zu halten. Mit diesen Erfahrungen entwickeln wir unser individuelles «Beziehungsmodell – so geht Beziehung». Man spricht von vier verschiedenen Bindungstypen, die individuell unterschiedlich starke Ausprägungen haben. Im Erwachsenenalter sprechen wir dabei von folgenden vier Typen. Den Sicheren: Sie können Nähe zulassen, ohne davon abhängig zu sein. Den Vermeidenden: Sie verlassen sich am liebsten auf sich selbst und erleben Nähe als bedrohlich. Den Ängstlichen: Sie glauben, dass für Liebe etwas getan werden muss, und sind innerlich überzeugt, irgendwann doch allein zu sein. Sie machen alles, damit dieses Szenario nicht eintritt. Den Ambivalenten: Sie sehnen sich nach Liebe, gehen aber davon aus, verlassen zu werden, und wehren sich, um Leid zu verhindern, gegen die Liebe. Unser Stil begleitet uns und wird im Beziehungserleben immer wieder aktiviert. Das heisst jedoch nicht, dass wir diesem auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. Wenn wir über unser Beziehungsmodell Bescheid wissen und es kennenlernen, haben wir die Möglichkeit, aktiv anders zu reagieren und zu handeln. Insbesondere in Paarbeziehungen kann es bereichernd sein, etwas über das Modell des Partners bzw. der Partnerin und dessen Ursprung zu wissen. Es kann dadurch einfacher werden, das Verhalten des Gegenübers neu einzuordnen, wodurch eine ungünstige Wechselwirkung unterbrochen werden kann. Zum Beispiel kann ein vergessener Einkauf der Partnerin als ein Ergebnis eines stressigen Tages betrachtet werden. Der hochkommende Gedanke «Ich bin dir nicht wichtig» und die damit einhergehenden Gefühle und emotionalen Reaktionen können dadurch besser verstanden werden. Dies kann in der Beziehung zu einer Entlastung führen.

Fragen richten Sie gerne an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Weiterführende Informationen finden Sie unter www.oekberatung.ch